Kühlhaus

Das elektrische Kühlhaus von Hohenbergham – Ein Blick in die Vergangenheit

In einer Zeit, als private Kühlschränke noch eine Seltenheit waren, spielten gemeinschaftliche Kühlhäuser eine wichtige Rolle in der Lebensmittelversorgung ländlicher Gemeinden. Auch in Hohenbergham gab es ein solches Kühlhaus, das etwa Ende der 1950er Jahre errichtet wurde und der gesamten Dorfgemeinschaft zugutekam. Das Kühlhaus wurde auch von den Leuten in dem umliegenden Einöden Notbicheln, Jakobspoint, Öd, Schönthal, Steinmaßl, Gessenhausen und Hahnbaum genutzt.

Kühlhausgemeinschaft Hohenbergham

Das Kühlhaus in Hohenbergham war eine technische Errungenschaft, die das Leben der Menschen erleichterte. Es wurde elektrisch betrieben, was für die damalige Zeit bemerkenswert war. Besonders in den warmen Sommermonaten war die Möglichkeit, Fleisch und andere verderbliche Lebensmittel langfristig zu lagern, von unschätzbarem Wert.

Die Kühlhausgemeinschaft Hohenbergham wurde eingerichtet für den Betrieb des Kühlhauses und für die zentrale Abwicklung der jährlichen Zahlungen und etwaiger Reparaturen.

Auf dem Schild steht zu lesen FRIGIDAIRE Frostfachablage. Die Marke Frigidaire ist für Kältetechnik bekannt und Frostfachablage beschreibt vermutlich eine spezielle Lagerung oder Funktion innerhalb des Kühlhauses. Die rostigen Stellen verdecken einige Buchstaben, aber der Sinn bleibt klar. Frigidaire war ein US-amerikanischer Hersteller von Haushaltsgeräten und wurde 1916 für den Bau elektrisch betriebener Kühlschränke gegründet.

Organisation und Nutzung

Das Kühlhaus verfügte über etwa 12 Fächer, in denen unter anderem auch ganze geschlachtete Schweine Platz fanden. Dies war besonders für Landwirte und Selbstversorger wichtig, die ihre Vorräte über einen längeren Zeitraum haltbar machen mussten. Die Fächer waren an verschiedene Haushalte vergeben, die sich die Lagerkapazitäten teilten.

Ein besonderes Merkmal des Hohenberghamer Kühlhauses war die gemeinschaftliche Kostenaufteilung. Der verbrauchte Strom wurde nicht einzelnen Nutzern individuell in Rechnung gestellt, sondern am Ende des Jahres auf alle aufgeteilt. Dies unterstreicht den gemeinschaftlichen Gedanken, der hinter der Einrichtung stand: Jeder profitierte von der Technik, und jeder trug seinen Anteil an den Betriebskosten.

Dem Lois (da oide Bauer beim Steinmaßl) is dann gsagt worn, er muss wieder nach Bergham und Brot oder Fleisch holen. Dann hat er sich die Sachen aus dem Kühlhaus geholt und in seinem Rucksack verstaut und ist dann noch zum Wirt. Dann is er wahrscheinlich auf’n Abort (Toilette) und andere haben ihm dann Fleisch und Brot rausgenommen aus dem Rucksack und den Rucksack mit Steinen aufgefüllt. Da hat’s dann am Sonntag recht an Ärger geben, weil’s ihm vorher gar ned aufgefallen ist. Quelle: Sebastian Dürnberger Senior

Das Ende der Nutzung

Mit der zunehmenden Verbreitung von privaten Kühlschränken und Gefriertruhen in den Haushalten verlor das Kühlhaus nach und nach seine Bedeutung. Die Notwendigkeit einer zentralen Kühlmöglichkeit schwand.

Das Kühlhaus wurde dennoch genutzt bis ins Jahr 1994, bis am 2. oder 3. Mai 1994 plötzlich die Kühlanlage seinen Dienst versagte. Engültig abgebaut wurde die Anlage dann im Dezember 1994 von Firma Linner, siehe auch nebenstehende Rechnung über die Entsorgung und Verschrottung.

Quelle: Christa Mörtl

Fazit

Das Kühlhaus von Hohenbergham war ein Beispiel für den gemeinschaftlichen Zusammenhalt und den Wandel der Technik in ländlichen Regionen. Es diente über viele Jahre hinweg als wichtige Infrastruktur für die Aufbewahrung von Lebensmitteln und zeigt, wie sich das Leben vor der flächendeckenden Verfügbarkeit von modernen Haushaltsgeräten gestaltete. Heute ist es eine Erinnerung an eine Zeit, in der gemeinschaftliche Lösungen oft die besten waren.